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Nordost Indien 2018 Teil 4

Kohima

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Assam, Mehalaya, Nagaland und Arunachal Pradesh

das fenster ins Nagaland und dem jährlich stattfindenden fünftägigen Hornbill Festival

Kohima

FAHRT NACH KOHIMA (30.11.2018)

Heute verliessen wir Assam und somit den Kaziranga Nationalpark wieder. Teiso meinte, dass die Fahrt lang werden würde. Die Distanz ginge noch, jedoch sind die Strassen nach Kohima sehr staubig und es wird auch viel gebaut.

So stand ich wiederum zeitig auf und verbrachte ein letztes Mal ein paar magische Augenblicke am Fluss, kam mit einem Fischer ins ‘Gespräch’ bevor ich mich verabschiedete.

TEE PLANTAGE

Mich interessierten die hier vielen, berühmten und grossen Tee-Plantagen. Kurzum entschieden wir uns, eine Gruppe von Tee-Frauen zu besuchen, die da emsig in den Morgenstunden die zarten Blätter zupften. Erst noch etwas zurückhaltend, schaffte es Teiso wieder, das Vertrauen zu gewinnen, damit ich in aller Ruhe meine Bilder machen konnte. Die Frauen hatten es gut untereinander und ihr Zusammenhalt war durchaus spürbar … ich denke, sie hatten ihren Spass daran, als wir zwei Grün-Schnäbel plötzlich auf der Bild-, resp. Teefläche erschienen.

Vom Tee wird nur das eher hell-grüne, frische Blatt mit dem sogenannten Bud (oder Tipp) gesammelt. Die dunkel-grünen Blätter sind bereits für Tee ungeeignet. Erntezeit ist im Allgemeinen zwischen März – Oktober zweimal täglich. Doch sahen wir auch jetzt Ende November oder sogar später im Dezember immer noch Tee-Ernte. Später werden dann die Sträucher zurückgeschnitten und auf den Frühling im März gewartet.

Neben dem Tee wuchs hier an den schattenspenden Bäumen schwarzer Pfeffer, der sich sehr gut verkaufen lässt und einen guten Gewinn abwirft. Tee hat ja in den letzten Jahren eher an Wert verloren.

Nach dieser feinen Begegnung hiess es nun, mich bequem für die lange Fahrt einzurichten. Ich war mir sicher, dass ich die Fahrt geniessen werde und war gespannt auf den abenteuerlichen Abschnitt nach Dimpur, der Grenzstadt ins Nagaland.

DEOPAHAR ARCHAEOLOGICAL SITE

Bereits nach einer Stunde stoppte Mon bereits wieder, diesmal in Numaligarh. Anscheinend gab es hier noch eine uralte Tempelanlage, von der man nicht allzu viel Geschichtliches weiss. So stiegen wir das steile Stück Weg hinauf, ein guter Platz, um sich kurz zu erleichtern, und begaben uns anschliessend zur archäologischen Fundstätte, der «Deopahar Archaeological Site». Im Zentrum der Anlage muss ein runder Altar/Turm gestanden haben, der etliche Gesichter aus der Zeit der Gupda Epoche zeigt. Teile davon sind noch gut erkennbar. Rund ums Zentrum liegen viele kleinere und grössere Mauersteine, viele deuten auf indische Szenen von Tanz, Kampf und Göttern hin, beschrieben im Sanscrit. Auch Shiva ist dabei. Der ruhevolle Ort ist umgeben von hohen Bäumen, in welchen sich Vogelpaare (rote und gelbe) tummeln. Auch grössere Bienenstöcke hängen hoch oben am Stamm.

WELCOME TO HILL AREA NAGALAND

Nach dem Besuch des Tempels war es an der Zeit, zügig weiterzureisen. Der Weg war noch lang. Auf der Fahrt durch die Dörfer fielen mir die vielen Schulen auf, an welchen wir vorbeifuhren. Die Schüler tragen hier noch einheitliche Kleidung, die sich oftmals von Ort zu Ort unterscheiden.

Dimapur erreichten wir erst am frühen Nachmittag und nach einer kurzen Kontrolle der Papiere befanden wir uns endlich im Nagaland. Ab hier wurde es eher staubig, den es gab wegen dem Ausbau des Highways viele Baustellen. Ein nächster Checkpoint stand uns noch bevor, sobald es in die Hügel ging. Eine Stunde später hiess es daher, die Papiere nochmals zu zeigen. Geschafft, Kohima, wir kommen.

Die Strasse windete sich von nun an in unzähligen Kurven die Hügel hinauf, alles ist im Bau. Ganze Bergflanken werden abgetragen und machen dem Highway Platz. Das Bauwerk wird wohl noch einige Jahre dauern. Dann und wann war die Sicht derart «verstaubt», dass jede Vorsicht geboten war. Auf jeden Fall fährt es sich mit geschlossenen Fenstern viel befreiter.

Gerade richtig zum Sonnenuntergang erreichten wir die Passhöhe und liessen uns vom Untergang verzaubern. Daneben gab es im nahen Teehaus leckere Momo’s und einen Masala Tee. So soll es sein, entspannt sich Zeit gönnen für die wesentlichen Dinge im Leben … einen Augenblick die Natur geniessen, sich etwas Gutes zu gönnen.

Wie schon so oft erreichten wir das Ziel, diesmal die Hügelstadt Kohima, bei Dunkelheit. Kurz vor der Stadt standen da dutzende Lastwagen in einer Kolonne. Zuerst dachte ich, nein, nicht Stau … nun, Teiso beruhigte mich, die Lastwagen dürfen erst nach 17:30 die engen Gassen befahren, damit es nicht noch mehr zum Verkehrschaos kam. Ja, in der Tat war auch bei uns Geduld gefragt, als wir zum Hotel Vivor, eine bessere Adresse in Kohima, fuhren. Das Hotel ist gut bewacht, wird in der Nacht abgeschlossen und bei unserer Ankunft standen da Regierungsfahrzeuge in Form von grösseren 4×4 SUV’s. Es scheint, dass dieses Hotel auch gerne von angesehene Regierungs- und Militärchef’s, sowie Geschäftsherren benutzt wird, vor allem angesichts des anstehenden Hornbill Festivals. Mir soll’s recht sein, so waren wir gut behütet von bewaffneten Security Personen. Dies war wohl auch der Grund, dass ich für diese Nacht eher ein kleineres Nebenzimmer hatte.

KOHIMA (30.11.2018 – 02.12.2018)

Kohima, Hauptstadt und zweitgrösste von Nagaland mit seinen rund 100’000 Einwohner, erstreckt sich über einige Hügel auf 1382 m.ü.M. Dementsprechend war es während dem Tag bei Sonnenschein angenehm warm und recht kühler am Abend. Heute am Nachmittag war die Eröffnungsfeier vom 10tätigen all jährlich stattfindenden Hornbill Festival. Es sollte viele Besucher haben, am heutigen ersten Tag auch namhafte Namen aus Regierung und Wirtschaft, welche ihre Ansprachen halten werden.

Wie sagt man so schön, Morgenstunde hat Gold im Munde …

KOHIMA CATHEDRAL CHURCH

Um die Zeit bis zur Eröffnung zu überbrücken, besuchten wir morgens zuerst die Kathedrale von Kohima. In Nagaland leben über 80% Christen. Die Kathedrale liegt im südlichen Bereich der Stadt, mein Hotel ca. 5k nördlicher, und bietet eine fantastische Aussicht auf die Stadt. Es ist ein neuerer Bau, so präsentiert sich das Innere moderner als man sich von anderen Kathedralen gewohnt ist.

NAGALAND HERITAGE VILLAGE

Noch war genügend Zeit bis zur Festival Eröffnung und wir beschlossen, bereits zum Festplatz, resp. zum Heritage Village zu fahren und uns so auch einen Parkplatz zu sichern.

Wie üblich nahmen die 16 Stämme teil und ein jeder Stamm repräsentierte sich in diesem Village mit seinem Morung (Gemeinschaftshaus), zeigte, wie er sich traditionell kleidete und verwöhnte die Gäste mit leckeren Mahlzeiten. Natürlich floss der Reiswein in grösseren Mengen und Ausgelassenheit, Freude und Stolz waren deutlich spürbar.

So pilgerten Teiso und ich durch das Dorf. Bereits befanden sich einige Mitglieder, gekleidet mit ihren traditionellen Gewändern, der verschiedenen Stämme im Ort, um verschiedenes für die Festlichkeiten vorzubereiten. Die Häuser wurden schmückt, Stände aufgebaut und bereits über den offenen Feuern feine Köstlichkeiten zubereitet. Ich war beeindruckt von den farbigen Eindrücken, die sich mir zeigten. Speziell die jungen Frauen und Männer in ihren traditionellen Kleidungen berührten mich. Stolz zeigten sie sich, manchmal etwas zurückhaltend. Die Stimmung war zu dieser Zeit gelassen und entspannt. Erst wenige Touristen waren im Ort. Den Morung einfach so zu betreten, der gleichzeitig Wohnraum und Küche ist, war anfänglich etwas komisch … typisch schweizerische Zurückhaltung. Jedoch waren wir stets willkommen und ich fühlte mich sehr aufgenommen im Kreis dieser Menschen. Das Geschehen findet immer rund ums Feuer statt. Schon bald kam ich mit ersten Köstlichkeiten in Berührung, sei es eingewickelter Reis mit Schwein oder einen Schluck Reiswein aus dem Bambusbecher … wirklich Lecker. Ganz interessant war die Kochstelle. Zum einen wird eben das Essen auf dem offenen Feuer zubereitet, zum anderen dient es dazu, Fleisch auf einer darüber hängenden Einrichtung zu räuchern … und nochmals darüber, die Kochtöpfe und anderes Geschirr zu lagern. So hat alles auf engem Raum seinen Platz.

19. HORNBILL FESTIVAL 2018 – ERÖFFNUNG

Es dauerte nicht mehr lange und die ersten Gruppen der 16 Tribes fanden sich an diesem 1. Dezember im Dorf ein. Es war ein herrlicher Sonnentag und die Temperaturen noch sehr angenehm. Da nun bereits vielerorts gekocht wurde, durchzogen Rauchschwaden das Village.

Nach und nach füllten sich die Vorplätze der Morungs mit ihren Stammeskollegen, es wurde begrüsst, gelacht, einander auf die Schultern geklopft und sich umarmt. Da waren die Konyak, die Sema, Ao, Lotha, Chakhesang, Angami, Phom, Sangtam, Yimchungrü, Zeliang, Chang, Rengma, Khiamniungan, Pochury, Tikhir und Chirr. Sie alle werden heute bei der Eröffnung des Festivals dabei sein.

Wie üblich an Festivals dieser Art bestand der erste Teil aus der Eröffnungsrede eines angesehenen Politikers, dem Gouverneur von Nagaland Shri P. B. Acharya. Daneben war auch der Home Minister Shri Rajnath Singhji angereist, der das Festival quasi per Gong einläutete. Ihre Ankunft war ein Ereignis für sich. In Reihen stellten sich verschiedene Stämme bereits früh entlang des Weges auf, um den Gouverneur und den Minister zu empfangen. Die sehr späte Ankunft nach Sonnenuntergang war begleitet von vielen Sicherheitsbeamten und Militärs. Wow, wirklich ein grosser Empfang. Mittlerweile fielen die Temperaturen wirklich merklich. Ich fühlte mit den halbnackten Männern und Frauen mit, die dastanden und noch die Rede anhören durften. Es dauerte dann noch extrem lange, bis sie sich aufwärmen konnten.

Nach Abschluss der langen Rede war es dann soweit, begleitet von Tanzvorführungen – auch mit Gästen von Sikkim und anderen Teilen von Indien – und Gesängen liessen sich alle verzaubern. Die kühle Nacht war vergessen und all die wärmenden Farben trugen zu einer tollen Atmosphäre bei. Die Arena verwandelte sich in ein Ort der Zusammengehörigkeit, vor allem als die wohl bekannte Sängerin auf die Bühne trat, ich kannte sie nicht. Sie brachte die Menge zum Beben und alles tanzte ausgelassen zum Funkeln der Sterne und dem Beat ihrer Musik. Ein würdiger Abschluss der Eröffnung … ich freute mich auf morgen, auf die wirklichen Stars … die Tribes.

19. HORNBILL FESTIVAL 2018 – 2. TAG

Voller Begeisterung fanden wir uns früh wieder im Village ein, um das Erwachen des Dorfes zu erleben. Heute ging es erst richtig los. Im Mittelpunkt der Arena standen Gruppen- und Tanzvorführungen verschiedener Akteure, die ab 10:00 bis 12:00 ihre Darbietungen aufführten.

Vorher streiften wir durch das Village und viele Stämme führten bereits ihre traditionellen Tänze auf ihren Plätzen vor. Dementsprechend waren viele Touristen und Fotografen anwesend, um diese uralten und weitergegebenen Tänze in Form von Bildern einzufangen … so auch ich.

Bei schönstem Wetter genossen wir anschliessend den offiziellen Part in der Arena … da war eine Gruppe aus Südindien in ihren farbigen Gewändern, die Choreographie war beeindrucken, dann eine liebliche Aufführung von Paaren. Später erlebten wir Schwertkämpfer, Solo-Künstler, Feuerspeier und viele mehr. Zu guter Letzt des Vormittag- Blockes versammelten sich die Nagaland Tribes in der Arena und zelebrierten alle gemeinsam ein rhythmischer Umzug um die Besucher. Es war fantastisch und bewegend, diesen Augenblick miterlebt haben zu dürfen.

Die Nachmittagsvorführung war im Wesentlichen dieselbe wie am Morgen, einfach mit etwas anderen Gewändern der Akteure. Daher beschloss ich, mich dem Dorfleben zu widmen und nochmals die verschiedenen Plätze zu besuchen. Mich faszinierten einfach diese Volksstämme mit ihren farbenträchtigen und ausdruckstarken Angehörigen. Und Aufnahmen zu machen, die nicht gestellt sind, liebe ich. Sie geben dann ihr wirkliches Wesen wieder, stolz, verspielt, lachend und auch mal ernst, nachdenklich, schüchtern … vielleicht auch etwas nervend ab all den Fotografen, was ich verstand.

Ich sage immer, andere Völker, andere Kulturen. Da wurde gerade ein Schwein getötet, halt auf die Art und Weise, wo wir uns wohl abwenden würden, es wurde erschlagen. Doch es gehört in dieses Leben. Zu verurteilen wäre überheblich. Dort luden die jungen ‘Krieger’ ihre Vorderlader-Gewehre mit Schwarzpulver und feuerten in die Luft. Diese Gewehre werden heute in Dörfern immer noch selbst hergestellt und für die Jagd verwendet. Selbst die Besucher konnten es ausprobieren. Ich liess die Hände davon, es war mir einfach zu laut so ohne Ohrschutz, dennoch spannend zum Zuschauen.

Der Tag schenkte mir unglaublich tolle und tiefgehende Eindrücke dieser Stämme. So verliessen wir nach Einbruch der Nacht diesen Ort der Festlichkeit. Ich werde bestimmt zurückkehren. Auf der Fahrt zum Hotel überholte uns noch ein Ballonverkäufer. Lustig, was hier alles transportiert wird. Das Festival findet unter anderem auch ausserhalb des Village statt. Es gibt Nachtumzüge, Märkte in Kohima, dann Wanderungen, Auto Rally, Pony Reiten und und und. Ein riesiges Programm wird hier auf die Beine gestellt und ich glaube, jedes Jahr noch erweitert. Es hat für alle etwas dabei.

See you next time, ab in die Federn, morgen geht es Richtung Jorhat, also kurz zurück nach Assam.